



Sindelfingen - Die neue Chororgel war ständig im Einsatz, zum Teil sogar solistisch, und dennoch hatte dieses Eröffnungskonzert einen anderen Schwerpunkt: man hörte die sogenannte "Nelson-Messe von Joseph Haydn und zwei der markantesten Chöre aus dem "Messias" von Georg Friedrich Händel. Die Solisten, die zwei Chöre und das Orchester standen unter der Leitung des musikalischen Hausherrn der Martinskirche, KMD Matthias Hanke.
VON WOLFGANG TEUBNER
Das international verbindende Moment der Musik wurde am Spätnachmittag des Samstags in der fast bis auf den letzten Platz besetzten Kirche deutlich. Zu Gast war der Chor Nova Egara aus Barcelona und auch die vier Solisten kamen aus Spanien, die opernhaft kräftige Sopranistin Tatyana Bogdanchikova, die wohltuend dezent singende Altistin Daniela Sarmento, der strahlende Tenor Joan Martinez Colàs (der Leiter des Gastchores) und der schön timbrierte, aber eher zurückhaltende Bariton Albert Pàmies. Dazu dann die heimischen Ensembles, die capella nuova Sindelfingen und die Streicher des Stiftshof-Orchesters unter der konzertmeisterlichen Führung von Theresia Hanke. Eine große Besetzung also für die sonst eher im kleinen Rahmen stattfindenden Orgelkonzerte.
Schon zu Lebzeiten Haydns hat sich für diese d-moll-Messe der nicht ganz authentische Beinamen "Nelson-Messe" eingebürgert. Ursprünglich hieß das für Fürst Esterházy geschriebene Werk ja "Missa in angustiis", also Messe in der Zeit der Bedrängnis. Doch der englische Admiral Nelson hatte kurz nach Vollendung der Messe bei Akubir die französische Flotte besiegt und so baute der anglophile Haydn der Partitur nachträglich noch Trompeten und Pauken ein, um den Sieg festlich zu gestalten.
Opernhaftes und
Geistliches
Dieser alles andere als geistliche Bezug zu einem tagespolitischen Geschehen mag umstritten sein, es zeigt jedoch insgesamt, dass Haydn in seine Messen sehr viel Opernhaftes und Weltliches einfließen ließ, ein Umstand, der ihm oft von katholischen Geistlichen zum Vorwurf gemacht wurde. Die Orgel, um die es ja in diesem Konzert auch ging, übernahm die fehlenden Parts der Holzbläser: schon Esterházy hatte damals sparen müssen und so kam man auf diesen Trick. Matthias Hanke band den Aufführungsapparat sehr deutlich und überzeugend zusammen. Der Chorklang konnte in dieser Besetzung ins Gigantische wachsen, war aber auch zu spannungsvoller Intimität fähig. Zusammen mit dem eher schlanken und wendigen Orchesterklang ergaben sich immer wieder dynamische Wechselspiele von anspringender Lebendigkeit.
Markus Nau und Johanna Homolka an den Trompeten, sowie Daniel Kartmann an den barocken Pauken setzten dazu sehr festliche Akzente, unterstützt von der farbigen Orgelbegleitung von Peter Kranefoed. War diese besondere Besetzung nun schon einmal vorhanden, konnte man zu Beginn und zum Schluss auch eines anderen Jubilars gedenken, der seinen Todestag genau fünfzig Jahre zuvor hatte: Händel. Das "Glory to God" und das "Halleluja" aus dem "Messias" brachte mit der englischen Sprache noch einen weiteren europäischen Akzent ins Spiel. Lustvolles Singen und Musizieren in großer barocker Festlichkeit betonten den besonderen Anlass dieses Sonderkonzertes. Und noch einmal Händel: man hörte noch sein Orgelkonzert d-moll op. 7,4, in dem sich das neue Instrument als Solistin wunderbar darstellen konnte. Die Aufführung gab sich sehr inspiriert und doch von kultivierter Dezenz: ein wohltuendes Kontrastprogramm zu der überschäumenden Chorschwelgerei.
Der österreichische Benediktinerpater Johannes Rathfelder fungierte als Sprecher der Begrüßungs- und Schlussworte, er las zudem zwei geistliche Erbauungen einer Benediktinerin und eines österreichischen Theologen. Die recht kompliziert formulierten Texte brachten die Geigerin aus dem Orchester, die als tapfere Übersetzerin einsprang, mehrfach in Wortfindungsnöte. Das Konzert dauerte diesmal länger als die sonst übliche Stunde. Zu diesem besonderen Anlass war das aber natürlich mehr als tolerabel. Im Gegenteil: das große Publikum hat das Konzert sehr genossen. Auch das übliche Samstagabend-Läuten musste verschoben werden, bis der nicht enden wollende Applaus abgeklungen war.
TRADUCCIÓ CATALANA:
Sindelfingen - L'orgue de cor nou estava usat constantment, en part fins i tot solistisch, i tot i així aquest concert d'obertura|inauguració|inicialització tenia una altra prioritat: se sentia l'anomenada "Fira de Nelson de Joseph Haydn i dos dels cors marcats del "Messias" de Georg Friedrich Händel. Els solistes, els dos cors i l'orquestra eren sota la conducció|gestió del senyor domèstic musical de la Martinskirche, KMD Matthias Hanke.